Chronik der Freiwilligen Feuerwehr

-Löscheinheit Witten-Heven-

Vorgeschichte:

Bevor es in Heven eine Feuerwehr gab, war die Brandbekämpfung eine Aufgabe, die vornehmlich durch eine Nachbarschaftshilfe gelöst wurde. Jedes Haus mußte mit einer Leiter, einem Eimer und einem Feuerhaken ausgestattet sein und die Bewohner waren gesetztlich verpflichtet, sich im Ernstfall gegenseitig Hilfe zu leisten. Da es füher in Heven kaum Wasserleitungen gab, erfolgte die Wasserversorgung mittels Eimerketten, von Löschteichen oder Brunnen aus. Durch die Erfahrung, daß mit dieser primitiven Löschmethode Brände nicht schnell und gezielt genug bekämpft werden konnten, kamen Hevener Bürger auf die Idee, eine Löschgruppe zu gründen, die durch stetes Üben auf alle Schwierigkeiten der Brandbekämpfung vorbereitet, dem Dilemma ein Ende setzen sollte.

Gründung:

Am 30. September 1899 wählte die Hevener Gemeinde zwecks Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr einen provisorischen Vorstand. Die Gewählten Bormann, Krieger, Bork, Hoffmann, Winkler, Gies, Eickel, Hen und Lapp wurden in ihrem Anliegen in Herbede, unter dessen Verwaltung Heven damals stand, amtlich vorstellig. Bereits am 3. Oktober 1899 erfolgte die Genehmigung zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Die Satzungen der Herbeder Wehr wurden von der jungen Wehr übernommen.

Im Paragraph 1 dieser Satzungen wurde die Zielsetzung der Hevener Wehr eindeutig festgelegt:

"Die Freiwillige Feuerwehr Heven ist ein Verein Freiwilliger, welche sich die Übernahme des persönlichen Feuerlöschdienstes zur Aufgabe stellt. Die Erfüllung dieser Aufgabe wird erstrebt durch einheitliche Leitung und bestimmte Einrichtungen, durch Handhabungen unbedingterDisziplin und fortgesetzte Übung der im Feuerlöschwesen vorkommende Verrichtungen".

1900 bis 1913

An jungen Männer, die diese Aufgabe übernehmen wollten, fehlte es nicht. 2 Monate später mußten bereits 50 Uniformen bestellt werden. Da die junge Wehr in der Folgezeit viele "Feuerproben" meisterte, wuchs ihr Ansehen in der Gemeinde. Es gab eine Steigermannschaft, eine Spritzenmannschaft, eine Kuppenabteilung und eine Ordnungsmannschaft. Jede Mannschaft hatte einen Führer. Sirenen kannte man damals noch nicht. Es wurden Signalhörner ausgegeben. Signalhörner erhielten die Kameraden, die während der Militärzeit Hornisten waren.

1914 bis 1918

1914 wurden die Reihen der Aktiven, deren Anzahl bereits seit 1903 über 100 lag, durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges gelichtet. Die Zuhausegebliebenen setzten die Übungen in ihrem Löschzug fort.

1918 bis 1933

Das nächste entscheidende Ereignis für den Hevener Löschzug war 1921 die Eingemeindung Hevens nach Witten. Auf dem Übungsplan des Löschzuges standen nun auch Gemeinschaftsübungen mit anderen Wittener Löschzügen und Werkfeuerwehren. 1926 stand ganz im Zeichen der Zusammenarbeit mit anderen Feuerwehren und Organisationen. Es wurde eine Löschhilfe mit der Feuerwehr Witten - Altstadt vereinbart und mit der Polizei ein Abkommen über Absperrungsmaßnahmen an der Brandstelle getroffen. Eine weitere Rationalisierung erfolgte durch die Registratur der Feuermeldestellen und durch die Bildung eines technischen Ausschusses, in dem Vertreter der Wehren Heven und Altstadt gemeinsam technische Probleme erörterten.

Feuerwehr
        am alten Steigerturm Heven 1926
Feuerwehr am alten Steigerturm Heven 1926

Übung Schollmeyer und Mahler 1928
Übung Schollmeyer und Mahler 1928

Viele Probleme der Brandbekämpfung konnten durch den technischen Fortschritt gelöst werden, als die Hevener Wehr auf ihrer Versammlung am 20. August 1924 beschloß, sich eine mechanische Leiter von der Firma Meier in Hagen anzuschaffen. Am 18. September 1926 wurde eine Motorspritze der Firma Meier in Hagen vorgeführt. Die Hevener Wehr war der erste Wittener Löschzug, der mit einer Motorspritze ausgerüstet wurde. Außerdem konnte 1932 ein LKW, dessen Kauf man bereits 1927 beantragt hatte, für 200 DM der Polizei abgekauft und aus Geldern der Stadt und aus Spenden zu einem kombiniertem Mannschafts- und Gerätewagen umgebaut werden. Der Einsatz dieses Fahrzeuges erleicherte sehr die Arbeit der Feuerwehrmänner, die nun, da sie nun nicht mehr selbst die Gerätewagen ziehen mußten, schneller und ausgeruhter zum Einsatz kommen konnten.

Bedeutende Einsätze waren unter anderen:

1933 bis 1945

Die Freiwillige Feuerwehren wurden 1938 zu Feuerschutzpolizeien ernannt und unter das Kommando der örtlichen Polizeiverwaltungen gestellt. Zusätzlich brachte der 1939 ausbrechende Zweite Weltkrieg den Kameraden, die nicht eingezogen worden waren, viele anstrengende Einsätze. Viele Kameraden wurden zum Wehrdienst eingezogen. Einige kehrten nicht in ihre Heimat zurück.

1945 bis 1950

Als der Krieg 1945 beendet war, galt das Bestreben der im Löschzug verbliebenen Kameraden dem Ausbau der geschwächten Wehr. Viele Kameraden hatten nach dem Krieg durch die allgemeine Depression bedingt, kein Interesse mehr daran freiwillig Verpflichtungen zu übernehmen.

Schrittweise gelang es jedoch, wieder einen schlagkräftigen Löschzug aufzubauen. Als man 1950 das 50jährige Bestehen feierte, hatte man sich von der Krise erholt.

1950 bis heute

Nach jahrelangen Bemühen konnte der Löschzug dann endlich am 18. September 1953 aus einem alten Geräteschuppen in das neue Gerätehaus im Wannen 143 umziehen. Der Schlüssel wurde durch den Oberbürgermeister Martmöller überreicht.

Geräteschuppen Steinhügel 24 bis 1953
Geräteschuppen Steinhügel 24 bis 1953

Zugleich erhielt der Hevener Löschzug sein erstes genormtes Löschfahrzeug (LF 16), das bis 1962 im Einsatz war.

Mit der Vereidigung der Kameraden im Ratssaal erfolgte 1967 der Beitritt der Freiwilligen Feuerwehr zum Zivilen Luftschutz, dem Vorgänger des heutigen erweiterten Katastrophenschutz.

Im Juni 1975 wurde das 75jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Heven groß auf dem Feuerwehrgelände gefeiert.

Die
        aktiven Kameraden der Löscheinheit Heven im Jubiläumsjahr 1975
Die aktiven Kameraden der Löscheinheit Heven im Jubiläumsjahr 1975

In den letzten Jahren sind fast alle Kameraden der Wehr mit Funkmeldeempfängern ausgerüstet worden, damit konnte die für die Anwohner störende Sirenenalarmierung entfallen.

Am 19. Mai 1995 wurde in Heven die Jugendfeuerwehr Gruppe Witten-Süd gegründet. Seit dem 3. Juli 2000 verrichten in der Löscheinheit Heven auch Frauen ihren Dienst.

Im Jahr 2000 feierte die Löscheinheit Heven ihr 100jähriges Bestehen mit einem 3 Tage Fest "Rund ums Gerätehaus" sowie einem offiziellem Abend im Landhof mit geladenen Gästen und Vertretern der Löscheinheiten. Die Löscheinheit richtete außerdem einen von zwei Leistungsnachweisen im Ennepe-Ruhr-Kreis aus.

Die
        aktiven Kameradinnen und Kameraden sowie die Angehörigen der
        Ehrenabteilung der Löscheinheit Heven im Jubiläumsjahr 2000
Die aktiven Kameradinnen und Kameraden sowie die Angehörigen der Ehrenabteilung der Löscheinheit Heven im Jubiläumsjahr 2000

Im Laufe der Jahre waren verschiedene Löschfahrzeuge in Heven stationiert. Heute verfügt die Löscheinheit über 1 HLF 8/6 und 1 MTW. Außerdem ist im Gerätehaus Heven ein Materialanhänger der Feuerwehr des Ennepe-Ruhr-Kreises für die technische Einsatzleitung untergestellt, der von der Sondereinsatzgruppe Information und Kommunikation (SEG - IuK) der Feuerwehr Witten benutzt wird.

Heute gehören der Löscheinheit Heven 2 aktive Kameradinnen und 22 Kameraden und der Ehrenabteilung 1 Kameradin, 11 Kameraden und 1 Ehrenmitglied an.

Bedeutende Einsätze waren unter anderem:


Ein Einsatz der besonderen Art ereignete sich im August 2002:
 
"DAS JAHRHUNDERTHOCHWASSER"

Aufgrund starker Regenfälle stiegen die Pegelstände mehrere Flüsse in Süd- und Ostdeutschland. Durch dieses Ansteigen wurde vielerorts sehr schnell an die Grenzen des Machbaren gestoßen und Katastrophenalarm gegeben. Durch das Hochwasser startete innerhalb Deutschlands eine der größten Hilfsaktionen der Nachkriegsgeschichte, aus ganz Deutschland machten sich Privatleute, Firmen und Hilfsorganisationen auf, um in den betroffenen Gebieten zu helfen. Auf Anfrage der Feuerwehr Wolfen-Nord und Anforderung der Landesinnenministerien der Länder Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen fuhren auf zwei Abmärschen verteilt insgesamt 2 Kameradinnen und 29 Kameraden der Feuerwehr Witten (zusammen gesetzt aus Kameraden der BF und FF) in den Landkreis Bitterfeld. Es wurden 2 LF 16-TS, ein LKW mit Nachschubmaterial und Reinigungsmaterial, welches unter anderem auch von einem Wittener Baumarkt gesponsort wurde, sowie 1 MTW als Begleit-, Verpflegungs- und Erste Hilfe-Fahrzeug mitgenommen und zur Ablösung wurden weitere 3 MTW einsetzt. Im Anfang war über weitere Unterstützung nachgedacht worden, welche aber nicht mehr benötigt wurde. Von der Löscheinheit Heven wurde 1 Kameradin und 5 Kameraden, bei dieser für die Feuerwehr Witten bisher einzigartigen Hilfsaktion, gestellt. Die Feuerwehr Witten wurde in folgenden Orten des Landkreises Bitterfeld zur Unterstützung bzw. Ablösung der dort schon arbeitenden Kräfte eingesetzt: Jeßnitz, Priorau, Schierau, Niesau und zuletzt in Raguhn - Kleckewitz in der Wittenberger Staße. Trotz dieses Notstandes versuchten die Anwohner der betroffenen Orte ihr möglichstes zu tun, um es den Einsatzkräften so angenehm wie möglich zu machen. Neben den Kameraden aus Wolfen-Nord und Witten waren auch  Kräfte aus dem süddeutschem Raum in den Orten eingesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte kaum einer eine Vorstellung, wieviel Kraft Wasser hat und was für Schäden es anrichten kann. Allen mitgefahrenen Kräften wurden im Nachhinein die Hochwassermedallien des Landes Sachsen - Anhalt und des Bundes verliehen. Für alle Kameradinnen und Kameraden war es allerdings eine Selbstverständlichkeit, in so einer Ausnahmesituation zu helfen und sie würden es auch jeder Zeit wieder machen. Durch diesen leider sehr unglücklichen Umstand findet seitdem wieder ein regelmäßiger Austausch zwischen der Feuerwehr Wolfen-Nord und einiger  Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Witten statt.

Durch gute praktische und theoretische Ausbildung und die Verwendung modernster Geräte sind die freiwilligen Feuerwehren in der Lage den Anforderungen, mit denen sie bei Einsätzen konfrontiert werden, gerecht zu werden.

Löschzugführer von 1899 bis heute:

GOTT ZUR EHR,
DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR!